Ein einheitliches Smarthome, in dem jedes Smartphone oder jeder Heimassistent zur Steuerung aller Smarthome-Geräte verwendet werden kann, kann eine kleine Herausforderung darstellen. Angetrieben durch diesen Wunsch setzen bisher nicht wenige Apple Nutzer mit DIY-Mentalität auf das Homebridge Projekt, um ansonsten nicht unterstützte Geräte mit der Home-App und Siri zu verbinden. Auch unser Community-Forum bietet dazu mit seiner großen Nutzerzahl immer wieder Unterstützung.
Der Matter-Standard könnte das System überflüssig machen, da Matter-kompatible Geräte mit den Smart-Home-Ökosystemen von Amazon, Google und Apple kompatibel sein werden. Das wirft die Frage auf: Wird Matter Homebridge überflüssig machen?
Homebridge ist eine Open-Source-Software, die etwa auf einem Raspberry Pi, Mac, Docker und vielen weiteren Systemen ausgeführt werden kann. Die Software übersetzt im Wesentlichen die Befehle, die Apple HomeKit verwendet, um andere smarte Geräte zu steuern. Auch wir haben Homebridge bereits seit vielen Jahren zuverlässig im Einsatz. Es gibt Tausende verschiedener Plugins, die in Homebridge installiert werden können, um eine breite Palette unterschiedlichster Geräte zu unterstützen. Von intelligenten Kameras und Lampen bis zu Schlössern und sogar Ladestationen für dein E-Auto. Vorab wird die Homebridge mit dem gewohnten HomeKit QR-Code gescannt und die Bridge – samt aller damit verbundener Geräte – der Home-App von Apple hinzugefügt.
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum sich Menschen für die Einrichtung von Homebridge entscheiden, anstatt sich natives HomeKit-Zubehör zu kaufen. Vielleicht hast du bereits smarte Geräte im Einsatz, bevor du zu einem iPhone wechselst. Die Wohnung, in der du lebst, hatte schon ein smartes Heizungsthermostat eingebaut. Oder du möchtest einfach mehr Auswahl bei deinen smarten Geräten. Native HomeKit-Geräte können auch teurer sein, sodass du mit alternativen Optionen, die nicht das „Works with HomeKit“ Label tragen, Geld sparen möchtest. Das kann sich nämlich beim Ausbau deines smarten Zuhauses summieren. Homebridge kann auf allen Systemen ausgeführt werden, von Einplatinencomputern wie dem Raspberry Pi bis zu Mac- und Windows-Computern und sogar in Docker-Containern.
Matter ist da
Matter schien schon seit einiger Zeit am Horizont aufzutauchen, aber jetzt ist es endlich da. Der Smart-Home-Standard Matter nutzt einige bestehende Technologien, wie Thread und Wi-Fi, und wurde von einer Reihe von Branchenführern, darunter Apple, Amazon, Google, LG und anderen, gemeinsam entwickelt. Wir geben dir hier einen Überblick.
Das langfristige Ziel ist es, dass Smart-Home-Geräte fast aller Hersteller mit allen anderen verfügbaren Smart-Home-Geräten kombiniert und über Siri, Alexa oder Google Assistant gesteuert werden können. Wie bei HomeKit kannst du einfach einen QR-Code verwenden, um Geräte zu deinem Zuhause hinzuzufügen. Diese kommunizieren je nach Gerät entweder direkt über Wi-Fi oder über einen Thread Border-Router, wie dem HomePod, Apple TV, aber auch Amazon Echo und Google Nest Hub.
Koexistenz Matter und Homebridge
Es ist einfach, Matter als eine Bedrohung für die Existenz von Homebridge zu sehen. Doch zumindest im Moment gibt es noch einen Bedarf für die DIY-Lösung. Derzeit bietet der Matter-Standard 1.0 nur Unterstützung für bestimmte Gerätetypen an. Darunter Beleuchtung, Türschlösser, eine breite Palette von Sensoren, Lautsprecher und mehr. Doch zum jetzigen Zeitpunkt fehlt Matter hauptsächlich die Unterstützung für etwa Garagentoröffner, Rauchmelder und Kameras. Ganz davon abgesehen, dass über Matter derzeit auch noch keine Haushaltsgeräte wie Ventilatoren, Wasserkocher oder Saugroboter integriert werden können.
Matter-Geräte sind ganz langsam in der realen Welt zu finden und einige bereits existierende Geräte erhalten Updates, um Matter zu unterstützen. Doch es ist wohl unrealistisch zu glauben, dass die Nutzer alle vorhandenen Geräte in ihrem Haus ersetzen werden, nur damit sie alle den neuesten Standard verwenden können. Es wird vermutlich eine beträchtliche Zeitspanne geben, in der die Anwender ihre vorhandenen intelligenten Schalter, Glühbirnen, Kameras und Thermostate nutzen, bevor sie überhaupt einen Grund sehen, für Ersatz zu bezahlen. Menschen mit wirklich fortgeschrittenen Installationen werden auch eine Weile bei Homebridge bleiben wollen, mit Dingen wie Dummy-Schaltern und Plugins für Haushaltsgeräte, die den Bedarf an herstellerspezifischen Hubs beseitigen.
Matter hat auch einige Vorteile gegenüber Homebridge. Damit Homebridge mit deinen Geräten funktioniert, musst du die ausgewählten Plugins installieren. Einige davon sind großartig, funktionieren zuverlässig und werden stetig weiterentwickelt. Andere wiederum werden von den privaten Plugin-Entwicklern nicht mehr fortgeführt oder es werden auch dort Online-Zugangsdaten für das jeweilige Smarthome-Gerät und den Cloudzugang des Herstellers vorausgesetzt. Das wiederum kann für zusätzliche Verzögerungen bei der Reaktion bedeuten und Ausfallrisiken mit sich bringen. Matter legt den Schwerpunkt auf eine vollständig lokale Steuerung, damit die Geräte schnell reagieren und du dein Smarthome-Gerät auch bei einem Internetausfall steuern kannst.
Unsere Gedanken
Was solltest du tun, wenn du gerade an deinem Smarthome arbeitest? Wenn du dir neue Geräte anschaffst, lohnt es sich auf jeden Fall zu prüfen, welche Geräte Matter unterstützen. Wenn es gute Optionen zu einem vernünftigen Preis gibt, kannst du dich sicherlich guten Gewissens dafür entscheiden. Für uns als HomeKit Nutzer ist die Integration sehr vertraut. Und als reiner Apple Home-Haushalt spielt Matter aktuell eher auch eine untergeordnete Rolle. Interessant wird es bei Geräten, die zukünftig nur dank Matter auch in das Apple Zuhause eingebunden werden können.
Wenn du dich jedoch für DIY Projekte begeisterst, kannst du dank Homebridge immer noch zusätzliche Kontrolle über deine Geräte erhalten und dank kostengünstigen Geräten vielleicht auch Geld sparen. Es ist nicht sinnvoll, Matter als Bedrohung für Homebridge zu sehen, da Homebridge und Matter das gleiche Ziel verfolgen: ein einheitlicheres Smarthome zu schaffen. Mit Homebridge wurde diese Erfahrung nur denjenigen zuteil, die bereit waren, zusätzliche Software zu installieren und zusätzliche Hardware zu verwenden, um Smarthome-Geräte zu verbinden, für die sie nie gedacht waren. Mit der steigenden Zahl an Matter-Geräten bedarf es keiner anspruchsvollen Konfiguration und so wird vielleicht auch für die breitere Masse die Hemmschwelle für ein smartes Zuhause gesenkt.
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